Mein Name ist Björn . Der Bär, fertig . Nachnamen kriegst du nicht . Sonst kriegt meine Familie nämlich was auf den Deckel . Weil alle renommiert sind . Ich bin der Einzige , der so lebt auf der Straße . Und auf der Straße lebe ich in dem Sinne eigentlich nur , weil mich meine Lebens gefährtin , darf man verarscht sagen? Darf man - verarscht hat . Ich habe mir von 0 auf 100 was aufgebaut .
Hab vorher auch gefragt beim Ordnungsamt , allem drum und dran , ob das möglich ist , haben sie gesagt ja . Hab ich gemacht . Ich habe in dem Sinne eine Ein-Zimmer-Wohnung für mich . Klar , es gibt kein kein Wasser , Sanitär oder sonst was . Das fehlt halt . Das muss man halt immer ranschaffen . Aber ansonsten: gar kein Problem .
Ich bin 71er Baujahr und meine Familie war immer rüstig mit allem drum und dran . Wir haben alles gemacht . Lehre, Militär.. . Wir haben alles durch . Aber irgendwann ging es bei mir wirklich.. . Was ich dir vorhin schon mal erzählt hatte ... Ich habe eine neue Lebenspartnerin und sie hat einen Mann in die Wohnung gelassen , mit dem ich überhaupt nicht kann . Und seitdem leb ich halt bei der Deutschen Bahn , ist nun mal so .
Von meiner Kindheit erzähle ich dir nicht. Hahaha. Ich bin Berliner . In Berlin Neukölln geboren . Hier in Spandau komplett aufgewachsen . Das heißt , ich kenne selbst die alten Eisen , die hier alle rumrennen , die kenne ich . Damals gab's hier noch die Obstbäume. Als kleiner Bub , da hab ich dann die Äppel und die Birnen geklaut. S eitdem kenne ich die Leute . Ist nun mal so. .
Ja , okay , gut , die Schulzeit . Ich ging auf die Gottfried Kinkel Schule . Die war damals noch in ner Moritzstraße . Was soll man als Schulsprecher dementsprechend machen ? Nicht nur Klassensprecher , sondern Schulsprecher . Ich habe aufgeräumt zusammen mit der Rektorin , mit dem Hausmeister Herrn Schulze . Wir haben generell nur aufgeräumt . Ich glaube . Unterricht habe ich gar nicht groß mitgekriegt. Ich war immer nur am aufräumen. Als ich in der Abgangsklasse war, kamen sorgar die Siebenklässler an . Kannst du mal bitte ? Wat denn? Ja, da is schon wieder Ärger! Dann meinte Ich so : Moment . Regelt das doch unter euch! Weil da hatte ich ja schon meinen Arbeitsvertrag und alles drum und dran . Da kam selbst die Stifte an. Kannst du mal , kannst du mal kannst du . Ja, jut. Mach ich. Hab ich gemacht! War irgendwie im Rückblick ne schöne Zeit . Aber zu der Zeit war es ein bisschen sehr nervig .
Ich bin halte es keinem vor . Weil ich musste es selber durchmachen . Später auch beim Militär . War nun mal so. Heutzutage sind die Zeiten anders . Da sehen die Leute das alles lockerer . Aber damals 90er Jahre Anfang 2000er, da war da schon ein bisschen ansprechender . Da hat man sich gefreut , wenn man wirklich abends nach Hause kommen ist von Arbeit , von der Schicht .
Und ich habe ein Sohn und er dich dann erst mal richtig schöne knuddelt hat . Das war dann Vanille fürs Herz . Das passiert den Leuten heutzutage aber nicht mehr . Nee , die , die rennen nur noch stur rum . Oh meins , meins , meins , meins , meins ! Da kann ich mir gleich ne Kugel geben! Nein . Die haben heutzutage nicht mehr dieses Familien denken . Einfach nach Hause kommen , nach dem Einkaufen . Alles erledigen und dann abends in Ruhe vor dem Fernseher sitzen . Das kriegen die heute nicht mehr gebacken . Aus meiner Sicht fehlt da wirklich ne ganze Menge .
Ich bin mit Realschulabschluss aus der Schule raus nach neun einhalb Jahren. Bin dann in die Lehre, nennt man das so? Weil ich hatte vorher Praktikum beim Tischler gemacht . H at mir sehr gut gefallen . Und hab dann dementsprechend dort auch gearbeitet . Ansonsten immer nur als Hilfsarbeiter . Ich hab immer mein Geld verdient .
Es gab zwar auch Zeiten , wo ich lieber noch liegen geblieben wäre zum Schlafen . Nee , da muss du aufstehen und arbeiten , damit die nächsten hinterher weiter arbeiten können . Oh mein Gott ! Mal gucken , wie lange ich das noch schaffe .
Zum Milität musste ich auch. Davon darf ich aber nicht erzählen! Mich haben sie mit 25 noch erwischt . Und es gibt eine Klausel : man darf darüber nicht reden . Es gibt nur eine einzige Person , die zu 20 Prozent weiß, was ich da erlebt habe. Man darf ja nicht reden . War Bundeswehr . Man wird ausgebildet . Wenn man Glück hat , bleibt man bloß in der Kaserne . Wenn man Pech hat , muss man arbeiten .
Aber die Arbeit ist dann auch nicht schwer , weil einmal abkrümmen ist nicht schwer , auch wenn man dreimal überlegt . Abrkümmen bedeutet einmal den Abzug ziehen. Man überlegt dreimal , ob man das macht . Gerade wenn es um Kindersoldaten geht . Ich muss ganz ehrlich sagen Bundeswehr, du bist morgens aufgestanden , hast gefrühstückt , hast dir Mittag eingepfiffen und abends war Feierabend . Dann bist du nach Hause gefahren. Bzw. in die Kaserne und hast dich mit Kameraden unterhalten . Ich war ein Jahr dort . Also für die Grundweh rzeit . Normalerweise nehmen die nur Leute bis 18, die gerade von der Schule kommen . Mich haben se mit 25 erwischt . So nach dem Motto: Also Sie hatten sich doch schon mal beworben . Ich so: ja , das ist aber jetzt Jahre her . Trotzdem zack , haben Sie mich gleich eingezogen . Ich so "na super" . Ich hatte damals meinen Sohn schon . Der war damals gerade 3 ! Weil ich sehr früh Papa geworden bin . Was ich in dem Sinne auch nicht bereue , weil mein Sohn mir immer Liebe gegeben hat. War immer schön. Mit dem zu Knuddeln , mit dem Baden zu gehen war immer super .
Meine Ausbildung bei der Bundeswehr: Guck im Internet unter Grenadier nach . Und dann weiß du ungefähr bescheid , weil ich nicht drüber reden darf , was ich dort gelernt habe .
Am meisten hat mich bei der Bundeswehr gestört, dass ich nicht nach Hause durfte , wie ich wollte . Das war das nervigste! Weil ich ja wie gesagt meinen Sohn schon hatte. Wenn ich in Uniform vom Dienst gekommen bin, ich musste die ja tragen, dann ist mein Sohn ganz schnell weggeflitzt. Glaubt man gar nicht . Weil er erkannte mich ja nicht in Uniform .
Der meinte: nee das ist nicht mein Papa . Ich so doch! Komm mal her! Ich hab bestimmt 2 Minuten gebraucht , bis er wirklich zu mir auf den Arm gekommen ist . Da war der drei oder vier. Der hat sich nicht getraut . D er sieht so bunt aus, das kann nicht mein Papa sein! Doch, bin ich! Ich passe jeden Tag auf dich auf! Du bist doch gar nicht zu Hause, meinte er dann . Nein, dafür bin ich woanders und passe von dort auf dich auf! Das war irgendwie keine schöne Zeit . Es war notwendig , weil es steht ja im Grundgesetz geschrieben, dass der deutsche Mann zu dienen hat . Und leicht ist es wirklich nicht . Die Militärzeit war gar kein Problem . Aber wenn man dann wieder nach Hause kommt , wenn man Frau und Kind hat . Das ist dann schwierig, r ichtig schwierig . Weil man darf laut Vorschrift nicht erzählen , was passiert ist .
Damals , ging das gerade los mit den Handys . Dann mussten wir die Handys abgeben . Und mein einer Unteroffizier , der kam ständig an : deine Frau ruft ständig an . Ich : so ja und ? Die möchte wissen , wo du bist . W eiß sie doch! Beim Militär ! Das weiß sie. Sie will wissen , WO du bist . Ich so: Na darüber dürfen wir ja nicht r eden ! Weil da waren wir gerade unten in ... Da haben wir gerade aufgeräumt!
Bis mein Sohn 16 war habe wir als Familie zusammen gelebt. D ann kam meine Frau an und hat offen und ehrlich gesagt , das sie sich neu verliebt hat . Dann habe ich gesagt: ist in Ordnung! Dann haben wir uns einen Termin gesetzt , an dem ich aus der gemeinschaftlichen Wohnung ausgezogen bin . Fertig . Und seitdem lebe ich eigentlich alleine . Ich hab zwar jetzt auch eine Lebens gefährtin , aber die macht momentan auch ein bisschen Zicken . Was soll man da machen ?
Ich habe sehr viele Erfahrung im Leben gemacht. Ich bin ja kein Einzelkind . Wir sind fünf Kinder ! Und deswegen habe ich vorher schon ganz ganz viel mitgekriegt . Weil meine großen Geschwister mich einfach großgezogen haben. Nicht meine Eltern. Mit denen bin ich auch noch in Kontakt.
Das wichtigste, was ich im Leben gelernt habe ist Liebe. Ich hab so viel Leere durchgemacht, Milität durchgemacht, Beziehungen durchgemacht. Das , was im Leben fehlt , ist die Liebe . Wenn man das nicht mehr ha t, dann kann man aufgeben . Liebe bedeutet für mich, wenn jemand für den anderen da ist . Wenn jemand z.B. Hilfe braucht. Und es kommt jemand, ob Mann oder Frau, das ist egal. Und m an hilft sich untereinander. Wenn man dann abends in der Kneipe noch ein Bierchen trinkt . Das ist was feines!
Hier noch eine Frage von dir , was du im Leben gelernt hast . Was würdest du deinem Sohn oder oder ein an ein anderes Kind weitergeben ? Was denkst du außer Liebe oder ist es etwas , dass du denkst ? Das muss ich unbedingt eine andere Generation weitergeben von dem , was ich gelernt habe .
Was ich anderen aus meinem Leben mitgeben möchte ist: aufpassen und lernen . Dann kommen die Leute auch weiter . Und am besten noch ein offenes Ohr haben , sprich - sich die Probleme auch anhören . Zuhören und lernen . Das hat mir mein Großvater beigebracht . Der hat nie viel geredet . Aber was er uns Enkeln eingeimpft hat war: höre zu und lerne . Weil der beide Weltkriege mitgemacht. Es war so ein lieber Mensch .
Mein großer Wunsch.. Es wäre schön , wenn ich meine Exfreundin mal wieder richtig schön knuddeln könnte . Einfach nur knuddeln , Händchenhalten , irgendwo ein Bierchen trinken , das wäre schön . Weil man man braucht keine großen Ziele , das ist Blödsinn . Nein, die kleinen Sachen sind e s , die das ganze Leben ausmachen . Die kleinen Ziele , nicht die großen .
Ich werde jetzt fünfzig . Aber eins weiß ich: Ich habe noch nicht ausgelernt , da kommt noch ne ganze Menge dazu . Und da freue ich mich eigentlich jeden Tag drauf . Ja , es ist wirklich so ! Hört sich verrückt an , ist aber so. . J eden Tag lernt man dazu . Und wenn es neue Menschen sind, die man kennenlernt.